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AUSTRIAPOL WEB-FOTOREPORTAGE Nr. 560

Gusen, 8 Mai 2004, Museum Gusen

PRÄSENTATION MUSEUM GUSEN 2004
Rede Ihrer Exzellenz, Frau Botschafterin Prof. Dr. Irena Lipowicz, Polen
 
Man befindet sich in einer friedlichen, schönen Landschaft, unter freundlichen Menschen im schönen Mai. Und dazu hört man Sätze über ähnliche Maitage, die völlig absurd klingen, die aus einer anderen Welt, aus einer Welt voller Hass stammen. Solche Satze etwa: "Im Mai 1940 kam ich aus Warschau nach Gusen, die Gruppe zählte 1200 Personen, von denen bei Kriegsende nur noch 200 am Leben waren. Mit diesem Transport kamen lauter Intellektuelle, Geistliche, Wissenschafter, Richter, Anwälte, Journalisten, Ärzte.." Oder einen anderen Satz über andere Tage im Mai in diesem Ort und an dieser Stelle: "Ziereis wusste nicht, wie ihm der Kopf stand, was ihn aber nicht hinderte, jeden Morgen 30 bis 40 Häftlinge durch Genickschuss zu töten. Er beschleunigte das Werk der Vernichtung. Der Kamin des Krematoriums räuchte Tag und Nacht. - Die Häftlinge haben seit drei Tagen kein Brot mehr bekommen". "13 Tage vor der Befreiung sind in Gusen II sechshundert Menschen mit Hammern und Äxten erschlagen worden." Eine andere Welt. Hatten w i r dorthin kommen müssen mit der für Gusen typischen Lebenserwartung von 6 Monaten, hatten wir dann genug Mut und Kraft gehabt, Menschen zu bleiben?

Wenn wir lesen, dass die Menschen in Gruppen diskutierten, versuchten heimlich zu zeichnen oder nie abgeschickte Briefe und Gedichte zu schreiben, dass siê über die eigene Berufserfahrung berichteten, über ihre Heimatstädte erzählen, Vortrage hielten, einander halfen..... Da wird die Größe eines Menschen im Angesicht des Todes sichtbar. Man spurt eine moralische Kraft vor denen, die solchen Mut haben. Diese unfassbare Tragedie spielte sich hier in Gusen ab, das darf nie vergessen werden. Die guten Taten und die bösen Taten werden beschrieben, werden weiter erzählt. Das Heldentum, einem kranken Freund das letzte Stück Brot in die Spitalsbaracke zu bringen, das rettet die Ehre Europas und soll ewig als leuchtendes Beispiel dienen. Gott sei Dank, sind nicht alle Pläne von damals in Erfüllung gegangen: Die Absicht, noch in der Nacht vom fünften auf den sechsten Mai 1945 etwa 20.000 Häftlinge zusammen mit den Einwöhnern von Gusen und St. Georgen in den Stollen zu töten, wurde nicht verwirklicht, obwohl es so geplant war. Man wollte keine Augenzeugen. Ich möchte mich heute an dieser Stelle beim Personenkomitee Gusen herzlich bedanken, bei Herrn Minister Dr. Strasser persönlich, beim Herrn Landeshauptmann und bei den Bürgermeistern und Bewöhnern der beiden Gemeinden, dass hier wirklich ein Durchbruch gelungen ist: Es wurde ein würdiger Rahmen für die Geschichte, für das Andenken der Verstorbenen geschaffen, ein Meditationsraum für Frieden und Gerechtigkeit. Das alles wird Gusen in Zukunft sein.

Ich danke Ihnen von ganzem Herzen.
Foto: Austriapol
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