Kardinal Franz König in seinem Vorwort für den von Rembert J. Schleicher herausgegebenen Band "Der letzte Galizianer. Adam Zielinski auf der Spur" (Frankfurt am Main - Wien 2000):

"Einst sagte Rabbi Bunam: Ich hatte im Sinn, ein Buch zu schreiben, das sollte ein Viertel Papier stark sein und 'Adam' heißen, und es sollte darin stehen der ganze Mensch. Dann aber habe ich mich besonnen, es sei besser, dieses Buch nicht zu schreiben." (Martin Buber: Die Erzählungen der Chassidim

 
Scheinbar entgegen dem Rat des Rabbi Bunam wurde das Buch "Adam" nun doch geschrieben. Nur scheinbar, denn Herausgeber und Autoren sind sich natürlich darüber im Klaren, dass es unmöglich ist, "den ganzen Menschen" zu beschreiben. Im Wissen um diese Unmöglichkeit kann man aber einen Versuch wagen. Man muß es sogar, wenn der Widmungsträger Adam (hebräisch für "Mensch") heißt. Wenn also diese Hommage an Adam Zielinski dialektisch die Einsicht vorangestellt wird, es sei besser, das Buch "Adam" nicht zu schreiben, dann sind damit die Grenzen und die Möglichkeiten des Unternehmens beschrieben. (...)
Die Autoren der Beiträge zu diesem Buch versuchen Auskunft zu geben über den Menschen Adam Zielinski. Sie tun es als Freunde, sind dabei aber keineswegs unkritisch. Es geht ihnen um eine kritische Würdigung Adam Zielinskis und seines spät begonnenen literarischen Werkes, mit dem er sich als leidenschaftlicher Menschenfreund ausweist. Wenn Adam Zielinski in seinen Romanen und Erzählungen die dunklen Seiten und Abgründe des Menschseins beschreibt, dann kommt darin zugleich seine Sorge um, ja sein Glaube an den Menschen zum Ausdruck. Er ist kein Pessimist oder gar Zyniker, sondern ein Moralist im besten Sinn des Wortes. Es geht ihm um den Menschen. Die Negativfolien dienen ihm dazu, eindringlich nach dem Sinn des Menschseins zu fragen. Dabei ist auffallend, wie oft der sich selbst als Agnostiker sich bezeichnende Autor auch nach Gott fragt, wie oft und wie selbstverständlich seine Protagonisten mit Gott reden und beten. Man kann das wohl nur so verstehen, dass die Frage nach dem Menschen zugleich eine Frage nach Gott ist.
Adam Zielinski sucht den Menschen. Dazu verpflichtet ihn sein Name, der ihm von seinem Vater – bewusst oder unbewusst - als Lebensprogramm mitgegeben wurde. Die Literatur ist ihm für sein kompromissloses Fragen nach dem Menschen ein ideales Medium. Sein (auch sehr praktisches!) Engagement für Menschenwürde und Toleranz stünde so manchem sich gläubig nennenden Christen gut an. Dabei hätte Adam Zielinski viele Gründe, am Menschen zu verzweifeln. (...) Hätte Adam Zielinski ein Lebensmotto zu wählen, so würde es wahrscheinlich heißen: "homo homini homo". (...) Es ist noch viel zu tun, dass der Mensch dem Menschen ein Mensch werde.

 

Menu