UNWEIT VON WIEN -Fischer Verlag -Franffurt/Main -1992

Glück, Glück, Glück! Ich habe es satt, von diesem angeblich bestehenden Glück becirct zu werden wie der naive Adam im vermeintlichen Paradies von der berühmten Schlange, den gäbe es auf diesem Planeten so etaws wie Glück, dann wurde ich heute tausendfach fragen, nein unendlich fragen, wieso sollte dan dieses vermeintliche Glück gerade einem Menschen zuteil werden? Einem Menschen, dieser grausamsten aller Lebewesen, diesem Ball, der sich am Niederung seiner Nachbarn ergötzt, der reiner Vernügungspassion wegen tötet; der bereit ist, damit sein Freund nicht um einen Zoll erfolgreicher werden könnte als er, ihn in den endlosen Abgrund zu stoßen! Es gibt unendliche Arten auf diesem Globus, die Gelehrten teilen sie in niedrige, mittlere, hohe und höchste Gattungen ein. Keine einzige von diesen Spezien kann jedoch mit einem Menschen verglichen werden, nur die Spezies Mensch wagt das Unrecht, das Grausamste, das Sadistischste, das grenzenlose Unrecht ohne jegliche Ursache dafür zu haben und ohne minimalste Begründung hierfür, die Spezies Mensch freut es einfach, Böses zu stiften, das Grausame anzustellen. Diesen Menschen würde freuen, ja maßlos freuen, wenn das Glück, dieser angeblich bestehende Zustand von einer grenzenlosen Zufriedenheit, dieses Glück, ihm, gerade und nur ihm beschert wurde! Wehe jedoch, wenn dieses erträumte Glück die Adresse verwechselt und offensichtlich irrümtlich an eine andere Wohnungstir angeklopft... Mein lieber Terziæ, nimm dich zusammen und bedenke, was die für eine Tragödie ist, diese Spezies, genannt Mensch: er wurde mit einem Gehirn ausgestattet, das die Fähigkeit besitzt, an die Zukunft zu denken! Gibt es noch auf der Erde ein anderes Gattungsgeschöpf, das dazu imstande wäre? Nein, dieser Mensch also, der an die Zukunft denken kann, daß sein Leben dem Flug eines Meteoriten gleicht. Hier ist er eine feurige Spur aus dem dunklen Himmel und hier gibt es ihn nicht mehr, er ist bereits verbrannt. Kaum wird die Spezies Mensch ihrer Schritte mächtig, kaum formuliert sie ihr erstes Wort, 'Mama' oder vielleicht 'Papa' - schon liegt sie im Sterben, egal, ob sie dazwischen als einsamer Diktator, Kaiser von Japan oder Rikschakuli in China gewesen wäre und dennoch..., um sich selbst zu betören, baut sie Pyramiden, die chinesische Mauer, hängende Gärten von Babylon. Der Mensch spaltet Atome, befördert Raketen auf den Mond, erkämpft Einblick in die menschliche Zelle, er ahnt die Konstruktion der Chromosomen. Der Mensch schaft alles, was ihm einfällt, er fragt nicht nach den Kosten, nach der Zahl des menschlichen Lebens, das geopfert werden muß, falls es der Preis einer Entdeckung ist. Er tut dies alles möglicherweise, um sich selbst zu bötoren, zu betrügen, das Bewußtsein an die eigene Vergänglichkeit zu übertönen - das ist, mein lieber Terziæ, die allergrößte Tragödie dieses Spezies, daß sie ihrer Geilheit nachläuft, koste es, was es wolle.

 

 

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